Biografie

Nur wenige Tatsachen zu Joseph Wagenbach’s Leben konnten bisher recherchiert werden, so dass viele Fragen, besonders die nach seinen künstlerischen Einflüssen und Erfahrungen, bisher ungklärt beiben.

Joseph Wagenbach[1] wurde am 18. Januar 1929 in Winsen an der Aller geboren. Winsen ist eine kleine Stadt in Sachsen, nahe Celle, nördlich von Hannover. Das Archiv im Standesamt Celle nennt ihn als das vierte Kind von Luise und Hans-Peter Wagenbach, eine Familie die ein kleines Gasthaus neben ihrer Landwirtschaft betrieb, der “Wagenwirt”.

Joseph besuchte die örtliche Volksschule in Winsen. Die Kinder halfen alle seit früher Kindheit bei der bäuerlichen Arbeit mit. Wie in allen Familien markierte der zweite Weltkrieg einen tiefen Einschnitt in das familiäre und dörfliche Leben. So wurden Joseph sein Vater und sein ältester Bruder 1939 zum Kriegsdienst eingezogen, sein mittlerer Bruder 1941. Nichts ist bekannt von Joseph’s älterer Schwester, dem dritten Geschwister. Als beide seine Brüder an der Ostfront gefallen waren, und sein Vater als vermisst gemeldet worden war, wuchs Joseph in die Verantwortung der Hofführung während des Krieges hinein. Mühsam versuchte er zusammen mit seiner Mutter den Hof durchzubringen. Sein Vater tauchte nach dem Krieg unerwarteterweise auf, als russischer Gefangener, der im Herbst 1946 entlassen worden war.

Es ist anzunehmen, dass es nach seines Vaters Heimkehr auf dem Hof zu einem schweren Streit zwischen ihm und Joseph gekommen sein muss, jedenfalls zog Joseph einige Tage nach seines Vater’s Heimkehr nach Berlin und arbeitete auf dem Bau. 1948 heiratete er angeblich eine Französin, dieim Französischen Sektor in der Administration arbeitete.

Danach muss er nach Paris gezogen sein, denn französische Papiere nennen seine Adresse für zwischen 1954 und 1956 im 16. Arrondissement in Paris. Dort wurde sein Erscheinen durch eine Anekdote des Künstlers Daniel Spoerri bestätigt: Spoerri erzählt von einer Begegnung mit Wagenbach, als er an seinen Fallenbilder arbeitete:

"Eines Tages traf ich einen Kellner, der sehr schlecht Französisch sprach mit hartem deutschem Akzent. Er half mir eines meiner Fallenbilder zu montieren. Ich erfuhr, dass er selbst an Objekten herumbarbeitete. Später besuchte ich ihn einmal in seinem Zimmer. Aber nur kurz. Er mochte nicht mit anderen zusammensein und wies jeden Versuch der freundschaftlichen Annäherung zurück, indem er sagte er würde sowieso bald nach Kanada auswandern."

Wenn man den engen Kreis internationaler Künstler in dieser Zeit in Paris bedenkt, kann man annehmen, dass Wagenbach auch Constantin Brancusi external link gekannt haben könnte, der im 15. Arrondissement lebte und arbeitete, - doch wir haben keinen belegenden Hinweis darüber. Bisher fehlen auch jegliche Nachweisdokumente über Wagenbach’s Leben für den Zeitraum von 1956 bis 1962. Erst wieder seine Immigrationspapiere vom April 1962 bestätigen, dass er sich in Canada niederliess. Allerdings erwähnen diese Papiere keine Ehefrau. Für 1967 zeigen Dokumente im Stadtarchiv Toronto seinen Erwerb des kleinen Hauses Nummer 105 in der Robinson Street. Dort fand man 2006 in einem versiegelten Raum Dokumente einer Frau mit dem Namen Anna Neretti, die sich im Sommer des Jahres 1972 für dieser Adresse anmeldete. Er scheint jedoch, dass Anna Neretti spätestens 1975 wieder aus Joseph Wagenbach’s Leben verschwunden war.

Wagenbach arbeitete als Lagerarbeiter, als Lastwagenfahrer, Kellner und als Hausmeister, und einige Zeit vermutlich als Kaufmannsgehilfe bei der Salvation Army. Er lebte ein zurückgezogenes Leben. Das Erscheinungsbild seines Hauses war unauffällig. Es liess nichts von seinem bemerkenswerten skulpturalen Innenleben erahnen, ausser vielleicht, dass alle Fenster von innen mit Zeitungspapier uneinsehbar gemacht worden waren. Seine Nachbarn erzählten 2006, als das Haus geöffnet wurde, dass sie oft Geräusche gehört hätten die auf Reniovierungsarbeiten oder auf ein Bastlerhobby schliessen liessen. Wagenbach wurde manchmal beobachtet wenn er Zementierungsarbeiten vor dem Haus vornahm oder Materialien von einem nahegelegen Baugeschäft auf seinem kleinen Ziehwagen nach Hause holte. Er hielt den Rasen in seinem Vordergarten kurz und ordentlich. Es ist anzunehmen, dass er seiner künstlerische Arbeit tatsächlich in völliger sozialer Isolierung nachging.

[1] Joseph Wagenbach’s Eintrag in Wikipedia external link

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